Auf Umwegen ins Pfarramt

Talar und rote Stola
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Sie kommen aus der Medizin, dem Schuldienst oder der Wirtschaft, jetzt wollen sie ins Pfarramt: 15 Frauen und Männer aus ganz Bayern beginnen zum 1. Oktober einen neuen Studiengang an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau (Landkreis Ansbach), der genau diesen Quereinstieg ermöglicht.

Das Angebot richtet sich an Interessierte zwischen 26 und 49 Jahren, die berufsbegleitend Theologie studieren wollen. Eine von ihnen ist die Neurologin, Psychiaterin und Psychotherapeutin Annina Nolte-Reimer. Seit zwölf Jahren engagiert sich die 49-Jährige in der Dreieinigkeitskirche in Bogenhausen unter anderem als Prädikantin und im Kirchenvorstand. Nun geht sie mit dem Studium noch einen Schritt weiter. „Der Bedarf nach Begleitung und Werten in der Gesellschaft ist riesig, das erlebe ich jeden Tag in meiner Praxis.“ Die Kirche biete genau diese Orientierung an, habe aber kein gutes Standing in der Gesellschaft. Annina Nolte-Reimer will helfen, das zu ändern.

Der Studiengang ist auf drei Jahre angelegt. Die meisten Vorlesungen finden digital statt, es sind aber auch Blockseminare an der Augustana vorgesehen, der theologischen Hochschule der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB). Nach dem erfolgreichen Abschluss folgen zwei Jahre praktische Ausbildung, das Vikariat, ehe die Studierenden als vollwertige Pfarrerinnen und Pfarrer in der bayerischen Landeskirche arbeiten dürfen.

Für das Wintersemester hatten sich über 50 Personen beworben. Eine der Grundvoraussetzungen: eine gewisse Berufserfahrung, in der Regel acht Jahre. Das Abitur ist kein Muss, ein mittlerer Schulabschluss reicht. Nach einer fachlichen Prüfung folgten die Auswahlgespräche. „Dabei ging es vor allem um die persönlichen Kompetenzen“, so Isolde Schmucker. Laut der zuständigen Referentin im Landeskirchenamt wurde der berufsbegleitende Studiengang geschaffen, um Menschen, die ihre Berufung erst im Laufe der Zeit gefunden haben, einen attraktiven Zugang zum Pfarramt zu ermöglichen.

Aus Sicht von Stefan Reimers stellen solche Quereinsteiger für die bayerische Landeskirche eine große Bereicherung dar. „Diese Frauen und Männer bringen mit ihrer Lebens- und Berufserfahrung Perspektiven aus der Mitte des Lebens in die Kirche ein. Dadurch wird die Pfarrerschaft noch bunter und vielfältiger - wie die Lebenswelten der Menschen, die wir erreichen möchten“, so der Leiter der Personalabteilung im Landeskirchenamt, der gleichzeitig als stellvertretender Landesbischof fungiert.

 

München, 30. September 2024

Silke Scheder, Stellv. Pressesprecherin

Alle Infos zum Quereinstieg ins Pfarramt unter www.augustana.de